MICHAEL LÖSEL . Wort, Spiel und Musik
Responsives Bild

Kunst weg vom gängigen Klischee

Gelungene Verbindung von Literatur und Musik - Spontanität im Vordergrund - Buch zum Jubiläum

Hersbrucker Zeitung, 7. März 1997

"Jazz-Lyrik-Prosa" - unter diesem Motto stand im "Grünen Schwan" in Eschenbach der Abschlussabend einer Drei-Städte-Tournee, deren andere Stationen Berlin und Nürnberg gewesen waren. Ein gemischtes Quartett aus Literaten und Musikern sorgte im Spannungsfeld zwischen kontrollierter Professionalität und ungezügelter Experimentierfreude für ein intensives Erlebnis - und das nicht nur bei den Zuschauern. Denn dass es wahnsinnig viel Spaß gemacht hat, merkte man auch den Akteuren auf der Bühne an. Gleichzeitig präsentierte der Literaturkreis um Michael Lösel die "Festschrift" zum 100. Treffen.


Irgendwie glaubt man, auf einer großen Party zu sein: Die Gäste sind locker und gut gelaunt, schummriges Licht und überall Zigarettenqualm - dem "klassischen" Bild einer Literaturlesung entsprechen Publikum und auch Künstler im "Grünen Schwan" wirklich nicht. Genau das ist es, was Michael Lösel haben möchte: Weg vom Klischee, auch - oder gerade - bei der Kunst. [...]

In Eschenbach jedenfalls ist der recht hoch gehängte Anspruch ziemlich gut umgesetzt worden. Neben Michael Lösel in der Doppelrolle Vorleser und Liedermacher sorgten dafür der Berliner Autor Horst Evers, die Nürnberger Blues-Legende Klaus Brandl und Heinrich Filsner am Kontrabass.

Was "Briefe & Taten" auf 320 großformatigen Seiten bietet, ist weit mehr als die Chronik einer Auseinandersetzung mit Literatur. Geboten wird zunächst eine Einführung in die "phantastische Literatur", die seit jeher den Schwerpunkt des Kreises bildete. In den "Briefen" zu den hundert Treffen des Literaturkreises finden sich zudem Informationen und Illustrationen zu Texten und Autoren phantastische Literatur. Dazu zählen etwa Paul Valéry, Edgar Allen Poe, Lars Gustafsson, Ernst Jünger oder Jean Paul.

Die zweite Hälfte des Bandes, "Taten", zeigt Text- und Bildbeiträge der Teilnehmer zu thematischen Arbeitstreffen. Sie ist vor allem eine Dokumentation der Auseinandersetzung mit Sprache, Schreiben und Literatur, gibt als solche aber auch Anstoß zu eigenem Reflektieren und zu eigenen Versuchen des literarischen Ausdrucks. Nicht zuletzt die geschmackvolle Aufmachung des Buches lädt dazu ein, sich damit zu beschäftigen, darin zu blättern, zu schmökern oder einfach die vielen Fotos, Stiche, Zeichnungen und anderen Bilder zu betrachten.

Eine Chronik des Literaturkreises ehem. Bleichstraße; mit Beiträgen von: Michael Lösel, Michael Riemer, Dieter Diehnelt, Christa Lösel, Rüdiger Keuth, Kerstin Foerster, Thomas Foerster, Bernd Wagner, Petra Schwarz, Georg Schreiber, Eva Fischer, Andrea Roese, Karen Rienth, Helga Groher, Heike Kraus, Monika Schauf, Leni Pennarz, Horst Evers, Ralf Diesel, Gabi Kuhnle; Bild für Umschlaggestaltung: Eva Fischer.

Patrick Baer



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