MICHAEL LÖSEL . Wort, Spiel und Musik
Responsives Bild

Melancholie, aber auch viel Witz

"Pegnitzrauschen" im Atelier von Bernd Wagner - Texte heimischer Autoren

Pegnitz-Zeitung, 27. 09. 2008

Während der aufkommende Regen die Besucher der Laufer Hämmernkirchweih unter ihre Regenschirme flüchten ließ, wurde es im Atelier an der Pegnitz richtig gemütlich. Zwischen den Figuren von Bernd Wagner, der Atelier als Veranstaltungsort für das "Pegnitzrauschen", einen Leseabend von heimischen Autoren, bereitgestellt hatte, konnten die Besucher den Zauber von Gedichten und Geschichten auf sich wirken lassen.

Eigentlich freue er sich über den Regen, sagte Michael Lösel, der als Moderator durch die Veranstaltung führte und mit seiner Gitarre passend musikalisch untermalte, bei einem Blick aus dem Fenster, denn Regen sei schon ein wenig melancholisch und Poesie sei immer auch ein bisschen Melancholie. Doch es waren keinesfalls nur traurige Texte, die an diesem Abend vorgetragen wurden. Den Anfang machte Christine Treiber, deren Texte auf den Erfahrungen mit ihrer Umgebung beruhten. Das Publikum, bestehend aus Jung und Alt, konnte bei der Geschichte "Ferenc und die Rosen" über die ständig schimpfende Nachbarin schmunzeln und in "Nur keinen Stress mehr" herzlich über jene Dame lachen, die eigentlich allem Stress aus dem Weg gehen will und dennoch für ein einziges Brot einen Weg von 350 Kilometer bis nach Nürnberg auf sich nimmt - wenn das mal kein Stress ist.

Als nächstes kam Günter Körner, der an jene Melancholie anknüpfte, die Michael Lösel mit dem Regen heraufbeschworen hatte: Sein Text "Birne" stimmte nachdenklich, in seinem dazu passenden Gedicht entführte er die Zuhörer auf eine nächtliche Reise zu den Sternen. Als der nächste Autor begann, seine Gedichte vorzutragen, schlossen viele Zuhörer die Augen. So genossen sie "Es glitzern die Tage", "Der Fisch", "One night stand" und "Die blaue Nacht", Andreas Hessenauers Naturlyrik.


Es folgte Renate Scholz, die mit ihrer Geschichte "Ausstieg in Fahrtrichtung rechts", einer köstlich geschilderten Geschichte von Mutter und Sohn, die beinahe den Zug verpasst hätten, die Zuhörer wieder erheiterte. Loslachen musste man bei den Aphorismen, die sie mit musikalischer Untermalung von Michael Lösel vortrug: "Früher wurden viele Menschen nur halb so alt und hatten doch doppelt soviel Zeit." Danach folgte Dieter Diehnelt, der mit seinen Gedichten "Es brennt" und "Forget it" wieder in die Welt der Lyrik entführte. In der Pause eröffnete sich dann die Möglichkeit, mit den Autoren über die Texte zu diskutieren oder sich am Buffet zu verköstigen.

Nach dieser Pause folgten noch einmal Geschichten und Gedichte der Autoren. Den Anfang macht wieder Christine Treiber, die mit "Am Kaffeetisch" einen Schwiegermutter­Schwiegertochter Konflikt schilderte: Dabei ging es nur bedingt um das Klischee von der Schwiegermutter, vor der man sich fürchten muss. Dieses Mal folgte Renate Scholz, die mit ihrem Text "Das freie Wochenende" eine sehr lebensechte Situation schilderte: Wie einigt man sich, wenn die Kinder für ein Wochenende weg sind, wenn Mann Frühschoppen und Stammtisch und Frau Lesenacht und Schaufensterbummel eingeplant hat? Letztendlich ist es wohl so: Man bleibt zu Hause: Als dritte Geschichte folgte "Fliegender Teppich" von Günter Körner, in der sein Protagonist wohl in eine Zeitschleife gefallen ist. Auch dieses Ende war wieder sehr erheiternd. Den Anfang der Lyrik machte Dieter Diehnelt mit seinen Gedichten "Hafiz Rat", "Unter Toten", "Fines Terrae" und "Lorbeer für einen ungeborenen Dichter", Den Abschluss bildeten Michael Lösel mit Gitarre und Andreas Hessenauer mit den Mundart-Gedichten "Pengerz" und "Steppenwolf".

Nach diesem Abend wird der eine oder andere Zuhörer dem Satz von Michael Lösel "Denn Posie ist immer auch ein bisschen Melancholie" wohl hinzugefügt haben: Denn Poesie ist immer auch ein bisschen Melancholie und Witz.

Stephanie Plass


Einblicke in drei Männerherzen

Poetischer Abend im Atelier an der Pegnitz mit Diehnelt, Lösel und Brandl

Pegnitz-Zeitung, 23. 03. 2004

LAUF- Genug der Lesungen mag angesichts des Was die Wasser der Pegnitz alles zutage fördern: Am Freitagabend zum Beispiel schwemmte das "Pegnitzrauschen" - so der Name der Veranstaltung - im Atelier von Bildhauer Bernd Wagner zwei "verborgene Pflänzchen" an. Das war die Bezeichnung mit der Dieter Diehnelt sich und seinen Schriftsteller-Kollegen Michael Lösel vorstellte.

Die beiden lasen, begleitet von Musiker Klaus Brandl, aus ihren neuesten Texten. An diesem Abend stellten sie dem kleinen Zuhörerkreis ausschließlich Kurzgeschichten vor. Diehnelt und Lösel hatten eine interessante und auch persönliche Mischung zusammengestellt, die unter anderem viele autobiographische Texte enthielt.

Die Gäste hören, wie Lösel sich als Kind am Arbeitsplatz des Vaters, auf der "Ranch" des Lkw-Fahrers, herumtreibt, die Spinde der Männer mit ihren Pin-up-Postern erkundet. Und obwohl der Autor schon vorher verriet, um was sich diese Geschichte dreht, bleibt bei seiner Erzählweise aus der Sicht des Kindes eine leise Spannung, ein Herantasten an das, was der Junge berichten möchte, vorhanden.

Diehnelt teilt seine Erinnerungen an die Sommerferien bei seiner Großmutter mit den Zuhörern, heiße Sommernachmittage im Schatten der Obstbäume und die anmutige Gestalt seiner Kusine, die "Seligkeit eines Paradieses". Und er scheut sich nicht davor, viel von sich preiszugeben, wenn er hier beispielsweise anfügt, dass er "damals noch nicht weinte ..." Überhaupt haben Diehnelts Texte oft auch etwas Spannungsvolles, ein bisschen Unheimliches und Undurchschaubares an sich. Wie die Begegnung eines Mannes und einer Frau in dieser Wohnung, sie stehen sich gegenüber, blicken sich an, genießen die Stille - "Sie können die Wohnung haben", sagt der Mann dann, nur ein Zimmer will er behalten. "Sie werden mich nicht bemerken. Vielleicht einen leichten Geruch, wie Erde im Frühling."


Beide Autoren machen kleine Situationen und Augenblicke zu den Themen ihrer Geschichten, verzieren und umschreiben sie mit vielen, vielen Worten und lassen so beim Zuhörer oder Leser Bilder oder Stimmungen entstehen. Michael Lösel, immer darauf bedacht, eine Korrespondenz zwischen seinen und den Texten Diehnelts herzustellen, greift das Thema "Wohnung" auf: Das Ich liegt im Flur auf dem Boden - oder fühlt sich zumindest so -, als die Gäste der Freundin die Wohnung erobern. "Bin ich hier zu Hause?", ist die große Frage.

Und Dieter Diehnelt macht neugierig auf seinen neuen Roman. "Wer ist das Ich im Roman". Damit setzte er sich im Vorfeld auseinander und es entstanden einige Texte, die stark an den Dadaismus erinnern. Die Etüde auf das I-C-H" kommt mit eben diesen drei Buchstaben aus, die Diehnelt in verschiedenen Zusammensetzungen, Betonungen und Lautstärken vorträgt; sein Manuskript ist eine Partitur, erklärt er. Es sind vielleicht die unterschiedlichten Gefühlszustände eines "Ichs", die er mit diesen einfachen Mitteln darstellen kann.

Partituren waren für den Rest des Abends aber eher Brandls Angelegenheit, der, ausgerüstet mit drei Gitarren, einer Mandoline und reichlich Bier für die "Hintergrundmusik" zuständig war: Er übersetzte die Stimmungen der vorgetragenen Texte in Melodien und Rhythmen.

Elisabeth Unterforsthuber


Erfrischendes Bad in "zweiter Welle"

Lauf: Poetisch-musikalischer Abend in Bernd Wagners "Atelier an der Pegnitz 19"

Pegnitz-Zeitung, 07. 05. 2002

Gut gefüllt war Bernd Wagners "Atelier an der Pegnitz 19" bei dem poetisch-musikalischen Abend im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Literaturlandschaft Franken". Kein Wunder: Die Werkstatt des Laufer Objektkünstlers ist ein stimmungsvoller Ort. den viele noch von der Vorstellung der Buchs "Pegnitzrausehen" in guter Erinnerung hatten und der sie somit zum "Wiederholungstäter" werden ließ.

Der Ort passte aber auch sehr gut zum Motto der Veranstaltungsreihe "Stadt - Land - Fluss": Der Garten hinter dem Atelier liegt direkt am Pegnitzufer und gegenüber der mächtigen Fassade des Wenzelschlosses und in ihn zog es zwischen und nach den Lesungen bei weitem nicht nur die Raucher unter den Gästen.

Michael Lösel, Herausgeber der regionalen Literatursammlung "Pegnitzrauschen" und zusammen mit dem Fahner-Verlag und Bernd Wagner Organisator des Leseabends, stellte im Rahmen der Veranstaltung den Fortsetzungsband des erfolgreichen Projekts vor, das sich aus der PZ-Seite "Poesie an der Pegnitz" entwickelt hatte: "Pegnitzrauschen zweite Welle" lautet der Titel. Seit Erscheinen der Poesie-Seite, so Lösel, stoßen jeden Monat neue Autoren zu dem Forum hinzu. Mittlerweile verwalte er an die sechzig Namen. Der neue Band enthält neue Gedichte und Prosa von Autoren aus dem ersten Band sowie Beiträge von neu hinzugestoßenen Schreibern.

Dank an Pegnitz-Zeitung

Lösel dankte der Pegitz-Zeitung und dem Fahner-Verlag - an dem Abend vertreten durch Katrin Herrmann - für die Unterstützung des Projekts: "Im fränkischen Raum ist das die einzige Zeitung, die so was macht." Die Seite "Poesie an der Pegnitz" ziehe inzwischen weite Kreise. Er habe bereits lobende E-Mails aus China und Hamburg bekommen. Auch freue ihn, dass sich an der "regionalen Schreibwerkstatt" mehrere Ausländer beteiligen. Ein Schwede sei dabei, ein Chinese, eine Portugiesin. Für ihn sei es beeindruckend, wenn sich jemand aus einer fremden Kultur bemühe, Deutsch so gut zulernen, dass er darin literarische Texte schreibt.

Besonderen Dank sagte er dem Laufer Maler Otto Taufkirch, der zur Poesie-Seite nicht nur Texte, sondern regelmäßig auch Zeichnungen beisteuert und diese für das Buch zur Verfügung stellte. "Auf diese Weise ist es qualitativ hochwertig illustriert."

Den Beweis, dass ausländische Autoren in der Tat gute deutsche Texte schreiben können, erbrachte gleich zum Auftakt der Leserunde die Portugiesin Maria Loures-Popp. Faszinierend war für viele Besucher die ausladende Gestik, mit der die Autorin ihre Lesung begleitete und sie so mit einer Sprache unterlegte, die sich wohl nicht ins Deutsche übertragen lässt.


Für musikalische Untermalung, nicht nur bei den Texten von Loures-Popp, sondern, auch bei vielen anderen, sorgte Michael Lösel mit perlendem Gitarrespiel, bei dem er sich behutsam an Rhytmus und Stimmung der Texte anpasste.

Es folgte der "Quoten-Laufer" Matthias Egersdörfer mit seinen köstlichen Geschichten über den traurigen Abbruch des Laufer Kinos Metropol sowie den bevorstehenden Abbruch des Sandsteinhäuschens neben dem Haus St.Elisabeth, in dem der Kino-Text geschrieben Wurde. Nicht weniger erfrischend die halb-autobiografische Erzählung über den wohl einzigen Laufer Punk.

Literatur von hohem Anspruch lieferten Lena Eckert (ursprünglich aus Schwaig) mit ihren neuesten Lyriktexten und Andreas Neuner (ursprüglich aus Rückersdorf) mit Ausschnitten aus einer Erzählung im Stil von american short stories. Alle gelesenen Texte stammten aus "Pegnitzrauschen zweite Welle". Die Lese- und Musiksequenzen waren eingebettet in einen atmosphärisch schönen Gesamtrahmen. In dem angenehm beleuchteten und von den Skulpturen und Objekten Bernd Wagners beherrschten Raum machte es Freude, bei Bier und Breze mit den Autoren oder anderen Gästen ins Gespräch zu kommen.

Zweiter Termin am 8. Juni

Wer an diesem Termin keine Zeit hatte, sollte sich den 8. Juni vormerken. An diesem Samstag um 20 Uhr findet am selben Ort eine zweite Veranstaltung dieser Art statt, zum Teil mit denselben Autoren, jedoch mit anderen Texten. Karten können ab sofort im PZ-Ticket-Shop vorbestellt werden.

Michaela Moritz


[Publikationen]

Pegnitzrauschen: Literatur links und rechts des Flusses

Mit einer Lesung wurde das jüngste Buch aus dem Fahner Verlag der Öffentlichkeit vorgestellt
- 40 Autoren aus der PZ-Serie "Poesie an der Pegnitz" vereint

Pegnitz-Zeitung, 22. 11. 2000

LAUF- Genug der Lesungen mag angesichts des Literaturtage-Marathons in Lauf nun manch einer denken. Und hat doch nicht recht. Weil es eben auch ganz anders geht, wie am Samstagmittag, nicht gerade die klassische Lesezeit, mitten in Lauf zu erleben war. Zur Marktzeit sozusagen, während sich oben am Wochenmarkt die Menschen drängte, stellte unten, an der Pegnitz, der Fahner Verlag seinen neuen Buchtitel mit einer gleichermaßen gemütlichen wie kurzweilig unterhaltsamen Lesung vor.

"Pegnitzrauschen", so der Titel, vereint Geschichten und Gedichte, Literatur und Lyrik von 40 Autoren überwiegend aus 'der Region. Aus dem Raum Lauf und Nürnberg. Die fast 300 Seiten starke Literatursammlung bringt sozusagen das Beste aus drei Jahren "Poesie an der Pegnitz",der Literaturseite der Pegnitz Zeitung zusammen. Herausgegeben wurde der Band deshalb auch vom Macher der Literaturseite, dem Musiker und Autor Michael Lösel.

Vier Autoren kamen persönlich zur Buchpräsentation. Zum Literaturfrühschoppen mit Brenzn und Frankenwein der in einem Kunstatelier an der Pegnitz, im Haus von Bernd Wagner in der Spitalstraße, den perfekten Rahmen fand. Gemütlich und klein der Raum auf der einen Seite, freundlich und hell auf der anderen dadurch, dass das Atelier nach zwei Seiten offen ist, dass man durch das auf Wasserspiegelniveau liegende Erdgeschoss sozusagen von der Spitalstraße bis zur Pegnitz blicken kann. Wenn man das Rauschen des Flusses auch nicht hören konnte, die Pegnitz bildete den perfekten Background.

Dabei taten die Kunstwerke von Bernd Wagner, große Statuen und derbe Holzstücke, die wie zufällig zwischen und um die Besucher standen, ein Übriges, um die Lesung zur Unterhaltung zu machen.

Die Autoren: Lena Eckert, Christine Schiewe, Matthias Eggersdörfer und Andreas Scheffler halfen mit ihrer Textauswahl, auch wenn es zum Teil anspruchsvolle Lyrik war, ebenfalls kräftig mit, die rund 50 Besucher im propenvollen Atelier sowohl zu fesseln als auch bestens zu unterhalten. Wie auch der Herausgeber Michael Lösei, der die Vorträge (Lyrik von Eckert und Schiewe) hervorragend mit Gitarrenmusik untermalte oder zwischen den Vorträgen mit Musik immer wieder entspannte.


"Leichter" als die Lyrikerinnen hatten es da schon der Laufer Matthias Eggersdörfer und der "Literaturprofi" Scheffler. Letzterer versuchte sich nicht mal schlecht in echt fränkischer Mundart und schildert seine erste Begegnung mit Franken: Schafkopf spielenden, schnapstrinkenden, schräg daherredenden Nürnbergern...

Und Matthias Eggersdörfer? Der hatte mit seiner bislang unveröffentlichten Hommage an das inzwischen abgerissene Laufer Kino "Metropol" (in der nächsten Literaturseite der PZ Ende November zu lesen) die Zuhörer auch inhaltlich voll auf seiner Seite als er seine Rachevision bezüglich der Aufgabe dieses letzten Lichtspieltheaters in Lauf schilderte: "Wenn dann Bud Spencer in Begleitung der schwarzen Nymphomanin im Laufer Rathaus einmarschiert und den oder die aufsuchen, die den Abriss des Laufer Kinos zugelassen haben ..."

Und so spiegelt die Lesung gut wieder, was das neue Fahner-Buch, erschienen in der Reihe "Faltung", vor allem auch ausmacht: Vielfalt und Eigenheit. Nicht überkritisch wird hinterfragt was denn "gute Literatur" sei, dies vielmehr wird dem Urteil des Lesers überlassen. Und dieser wird auf jeden Fall viele bemerkenswerte Geschichten von Menschen wie du und ich finden.

Clemens Fischer


[Publikationen]